Brennessel Schnur selber machen

Brennessel Fasern einfach selber gewinnen

Es ist erstaunlich, wie reißfest die Brennnessel Fasern sind und wie vielseitig sie sich verarbeiten lassen. Lerne wie du Fasern aus Brennesseln gewinnst und eine einfache Schnur herstellst...

Brennessel Fasern selber gewinnen:

Brennessel Fasern begleiten die Menschheit seit der Steinzeit. Inspiriert von einem Beitrag von Wildpflanzenliebe habe ich mich dazu entschlossen, meine eigenen Brennnessel-Fasern zu gewinnen.

Zunächst habe ich 5 hohe Brennnesselstängel gesammelt, dazu habe ich die die höchsten/längsten und kräftigsten „Pflanzen“ gewählt. Nachdem ich die Blätter abgepflückt habe, bin ich vorsichtig mit einem Handschuh entlang der Stängel gefahren, um mich vor den Brennhaaren und den scharfen Holzfasern zu schützen.

Alternativ bzw. als nächste kannst du die Brennesselstängel „rotten“ Das habe ich das erste Mal in einer meiner Lieblingsverfilmungen des Märchens „Die sieben Schwäne“ gesehen.

Dort werden aus Brennnesseln Hemden gewebt, die Helding legt die geernteten Stängel ins Wasser – und so habe auch ich mit den Stängeln experimentiert. Ich legte sie für einen Tag ins Wasser.

Brennesselfasern: Stängel aufbrechen mit Dudelholz

Durch dieses kurze Einweichen setzt bereits ein leichter Rotteprozess ein: Mikroorganismen beginnen, die weichen Pflanzenteile rund um die Bastfasern zu zersetzen. Dadurch löst sich überflüssiges Pflanzenmaterial, und die Fasern werden geschmeidiger und deutlich leichter zu bearbeiten.

Als nächstes kam mein Nudelholz zum Einsatz, mit dem ich die Brennnesselstile flach gedrückt habe. Alternativ kann man auch einen Hammer oder sogar einen Stein verwenden oder sogar auf die Stängel treten, um die Stängel aufzubrechen bzw. zu öffnen. Dabei habe ich besonderen Wert auf die Knotenpunkte gelegt, das sind die verdickten Stellen, an denen die Blätter und Samen (ja, die Pflanze war weiblich) ansetzen.

Jetzt wurde es spannend: Ich habe die einzelnen Brennnesselstängel vorsichtig mit meinen Fingern geöffnet und aufgeklappt. Dabei habe ich entdeckt, dass die äußere Hülle der Brennnessel die Fasern enthält, die „oben“ lagen. Innen im Stängel befand sich der verholzte Teil, das „neue unten“.

Mit Fingerspitzengefühl habe ich den verholzten Teil Stück für Stück gebrochen, um die Fasern zu lösen. Die Fasern ließen sich erstaunlich einfach vom verholzten Teil trennen.

So werden die Bastfasern nach und nach  vom Stängel gelöst. Ich habe die gelösten Fasern in kleinere Stränge geteilt. Das fertige Faserbündel habe ich einen Tag Trocknen lassen, damit die gedrehte Schnur nach dem Trocknen nicht schrumpft und locker wird.

Falls du mehr über Brennesselfasern lernen möchtest und wie man sie herstellt findest du im Brennesselfaser PDF genau die Anleitungen die du brauchst.

I Eine Schnur aus Brennessel Fasern selber herstellen:

Um die Schnur herzustellen, habe ich das Faserbündel an einem Kochlöffel festgebunden und in zwei Teile geteilt. Diese beiden Teile habe ich wie bei einem Kordelzopf gegeneinander verdreht. Falls du das sehen möchtest habe ich hier ein Video für dich gemacht! Wenn es dir hilft aboniere bitte meinen Youtube Kanal! Das Ergebnis: Wunderschöne Armbänder für meine Töchter! Wobei ich mir vorstellen kann, dass selbstgemachte Brennessel Schnüre auch bei vielen anderen Gelegenheiten zum Einsatz kommen können….

Es ist erstaunlich, wie reißfest die Brennnessel-Fasern sind und wie vielseitig sie sich verarbeiten lassen. 

Die Brennnessel (Urtica dioica) überrascht immer wieder durch ihre Vielseitigkeit. Neben ihrer Nutzung als Heilpflanze und Wildgemüse liefert sie seit Jahrhunderten auch robuste Fasern. Schon früh wurden daraus Kleidung, Netze oder Seile gefertigt – ein Wissen, das heute fast in Vergessenheit geraten ist.

Das Besondere: Durch das stetige Einfügen neuer Faserbündel entsteht theoretisch eine unendliche Schnur. Mein Körbchen besteht tatsächlich aus nur einer einzigen, ineinander verschlungenen Schnur.

Ich habe mich selbst an der alten Technik versucht: Aus den Stängeln habe ich Fasern gewonnen, diese getrocknet, zu einer Kordel verdreht und schließlich mit einer einfachen Schlingtechnik zu einem kleinen Körbchen verarbeitet.

 

Dabei fiel mir auf, wie biegsam, krautig duftend und gleichzeitig reißfest die rohen Fasern sind – eine erstaunliche Eigenschaft für eine Pflanze, die oft nur als „Unkraut“ wahrgenommen wird.

Dieses Experiment hat mir nicht nur viel Freude bereitet, sondern auch gezeigt, wie wertvoll die Brennnessel für uns ist. Was unsere Vorfahren schon wussten, bestätigt heute auch die Wissenschaft:

Die Brennnessel gilt inzwischen als Hoffnungsträgerin für den globalen Fasermarkt. Eine aktuelle Übersichtsarbeit auf PubMed (1) beschreibt sie als robuste, pflegeleichte Faserpflanze, die nicht nur den Bedarf an pflanzlichen Rohstoffen decken, sondern gleichzeitig auch die Biodiversität fördern kann. Damit wird sie zu einer spannenden Alternative zu künstlichen Fasern. [Hier findest du den Artikel auf PubMed]

Bist du neugierig geworden und möchtest selber mir Brennesselfasern arbeiten? Hol dir mein Brennessel PDF(Mit kleinen Erklärvideo)

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Quelle: (1)

Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35744347/

Viotti C, Albrecht K, Amaducci S, Bardos P, Bertheau C, Blaudez D, Bothe L, Cazaux D, Ferrarini A, Govilas J, Gusovius HJ, Jeannin T, Lühr C, Müssig J, Pilla M, Placet V, Puschenreiter M, Tognacchini A, Yung L, Chalot M. Nettle, a Long-Known Fiber Plant with New Perspectives. Materials (Basel). 2022 Jun 17;15(12):4288. doi: 10.3390/ma15124288. PMID: 35744347; PMCID: PMC9230748.

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2 Antworten

  1. Guten Tag Sylvana,
    Jetzt habe ich gerade mit sehr viel Interesse Deine Webseite durchgeforscht, Gratulation dazu.
    Zu Deinem Beitrag über die Brennessel habe ich Dir eine kleine Ergänzung die Dich interessieren könnte. Ich bin gelernte Raumgestalterin und arbeite mein ganzes Leben lang mit Stoffen. Eines dieser Gewebe welches wir verwenden in unserer Branche, bezeichnen wir als „Nessel“. Dieses Gewebe wurde ursprünglich aus Brennesseln hergestellt. ( Das Leinen der armen Leute ) Hier schleicht sich jetzt auch die Gewinnung und Verarbeitung ein. Hast Du Dich schon mal mit der Gewinnung der Leinenfasern auseinandergesetzt? Brennessel gewinnt man fast genau gleich und die gewonnenen Fasern lassen sich eben wie die edle Schwester „Leinen“ verarbeiten. Bei Interesse siehe: Wikipedia „Nesseltuch“
    Liebe Grüsse aus dem Berener Oberland CH , Ursula

    1. Danke für die Anregung! Ich habe noch nie praktisch Leinenfasern gewonnen…wobei Christine Seuferlein dazu einen wirklich tollen Jahreskurs hat. Sie fangen mit der Leinsaat an und enden mit dem Webstück….das finde ich wirklich interessant! Danke für den Tipp

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