Brennessel Fasern selber gewinnen:
Brennessel Fasern begleiten die Menschheit seit der Steinzeit. Inspiriert von einem Beitrag von Wildpflanzenliebe habe ich mich dazu entschlossen, meine eigenen Brennnessel-Fasern zu gewinnen.
Ich muss gestehen, ich bin kein Experte in der Fasergewinnung und Verarbeitung, aber das hat mich nicht davon abgehalten, es einfach auszuprobieren. Und ich bin begeistert von den Ergebnissen!
Zunächst habe ich 5 hohe Brennnesselstängel gesammelt, alle stammten von derselben Pflanze. Nachdem ich die Blätter abgepflückt habe, bin ich vorsichtig mit einem Handschuh entlang der Stängel gefahren, um mich vor den Brennhaaren und den scharfen Holzfastern zu schützen.
Meine nächste Idee kam mir aus einer meiner Lieblingsverfilmungen des Märchens „Die sieben Schwäne“: Die Brennnesselstängel habe ich für einen Tag ins Wasser gelegt. Dadurch wurden sie geschmeidiger und leichter zu bearbeiten.
Als nächstes kam mein Nudelholz zum Einsatz, mit dem ich die Brennnesselstile flach gedrückt habe. Alternativ kann man auch einen Hammer oder sogar einen Stein verwenden, um die Stängel zu bearbeiten. Dabei habe ich besonderen Wert auf die Knotenpunkte gelegt, das sind die verdickten Stellen, an denen die Blätter und Samen (ja, die Pflanze war weiblich) ansetzen.
Hier ist es am wahrscheinlichsten, dass die Fasern reißen.
Jetzt wurde es spannend: Ich habe die einzelnen Brennnesselstängel vorsichtig mit meinen Fingern geöffnet und aufgeklappt. Dabei habe ich entdeckt, dass die äußere Hülle der Brennnessel die Fasern enthält, die „oben“ lagen. Innen im Stängel befand sich der verholzte Teil, das „neue unten“.
Mit Fingerspitzengefühl habe ich den verholzten Teil Stück für Stück gebrochen, um die Fasern zu lösen. Die Fasern ließen sich erstaunlich einfach vom verholzten Teil trennen.
Am Ende hatte ich ein Faserbündel, das die Fasern einer Brennnessel enthielt. Diesen Vorgang könnt ihr auch auf dem Foto gut erkennen. Diese Faserbündel habe ich einen Tag Trocknen lassen, damit die gedrehte Schnur nach dem Trocknen nicht schrumpft und locker wird.
Eine Schnur aus Brennessel Fasern selber herstellen:
Um die Schnur herzustellen, habe ich das Faserbündel an einem Kochlöffel festgebunden und in zwei Teile geteilt. Diese beiden Teile habe ich wie bei einem Kordelzopf gegeneinander verdreht. Das Ergebnis: Wunderschöne Armbänder für meine Töchter! Wobei ich mir vorstellen kann, dass selbstgemachte Brennessel Schnüre auch bei vielen anderen Gelegenheiten zum Einsatz kommen können….
Es ist erstaunlich, wie reißfest die Brennnessel-Fasern sind und wie vielseitig sie sich verarbeiten lassen. Obwohl ich kein Experte bin, hat mein Experiment erstaunlich gut funktioniert, und ich bin sehr zufrieden mit meinen selbstgemachten Armbändern.
Falls ihr Tipps, Tricks oder Erfahrungen mit der Fasergewinnung und Verarbeitung habt, freue ich mich sehr über eure freundliche Rückmeldung. Es ist immer spannend, von anderen zu lernen und neue kreative Wege zu entdecken!
Ich hoffe, euch hat meine kleine Geschichte über die Brennnessel-Fasern gefallen. Lasst euch von der Natur inspirieren und probiert gerne selbst aus, was ihr mit den Schätzen der Natur erschaffen könnt!
2 Antworten
Guten Tag Sylvana,
Jetzt habe ich gerade mit sehr viel Interesse Deine Webseite durchgeforscht, Gratulation dazu.
Zu Deinem Beitrag über die Brennessel habe ich Dir eine kleine Ergänzung die Dich interessieren könnte. Ich bin gelernte Raumgestalterin und arbeite mein ganzes Leben lang mit Stoffen. Eines dieser Gewebe welches wir verwenden in unserer Branche, bezeichnen wir als „Nessel“. Dieses Gewebe wurde ursprünglich aus Brennesseln hergestellt. ( Das Leinen der armen Leute ) Hier schleicht sich jetzt auch die Gewinnung und Verarbeitung ein. Hast Du Dich schon mal mit der Gewinnung der Leinenfasern auseinandergesetzt? Brennessel gewinnt man fast genau gleich und die gewonnenen Fasern lassen sich eben wie die edle Schwester „Leinen“ verarbeiten. Bei Interesse siehe: Wikipedia „Nesseltuch“
Liebe Grüsse aus dem Berener Oberland CH , Ursula
Danke für die Anregung! Ich habe noch nie praktisch Leinenfasern gewonnen…wobei Christine Seuferlein dazu einen wirklich tollen Jahreskurs hat. Sie fangen mit der Leinsaat an und enden mit dem Webstück….das finde ich wirklich interessant! Danke für den Tipp