Nachtkerzenwurzel: Wildgemüse und Heilpflanze

Vergessenes Wildgemüse, alte Heilpfanze: Entdecke die Nachtkerzenwurzel – süßlich, leicht scharf und voller Nährstoffe. Rezepte im Beitrag

Die Nachtkerzenwurzel – Eine essbare Wildpflanze

Die Nachtkerze (Oenothera biennis) ist vielen als Heilpflanze bekannt.

Obwohl die Nachtkerze vielen nur als Zier- oder Heilpflanze bekannt ist, besteht oft Unsicherheit darüber, ob sie tatsächlich essbar ist. Dabei ist die Nachtkerze nicht giftig und ihre Wurzel, Blätter, Blüten und Samen können bedenkenlos verzehrt werden.

Besonders die Wurzel der Nachtkerze ist nicht nur essbar, sondern eine nährstoffreiche und schmackhafte Ergänzung in der Küche. Auch die jungen Blätter eignen sich für Salate, während die Blüten einen milden, leicht süßen Geschmack haben und dekorativ auf Speisen verwendet werden können. Die essbaren Teile der Pflanze machen sie zu einem vielseitigen Wildgemüse, das sowohl kulinarisch als auch gesundheitlich wertvoll ist.

Die Nachtkerze in der Geschichte

Ursprünglich stammt die Nachtkerze aus Nordamerika, sie wurde von den indigenen Völkern sowohl als Nahrungsmittel als auch als Heilpflanze genutzt.

Im 17. und 18. Jahrhundert fand die Nachtkerze ihren Weg nach Europa, wo sie in Gärten als Zierpflanze, aber auch als Gemüse kultiviert wurde. Die Wurzel der Nachtkerze erlangte dabei als sogenannte „Schinkenwurzel“ Bekanntheit.

Ein vergessenes Gemüse mit großem Potenzial

Früher war die Nachtkerzenwurzel in Europa weit verbreitet, doch mit der Zeit wurde sie durch andere, bekanntere Wurzelgemüse verdrängt. Dabei bietet sie nicht nur kulinarische, sondern auch gesundheitliche Vorteile. Als sanftes Stärkungsmittel wurde die Wurzel nicht nur zur Ernährung genutzt, sondern auch in der traditionellen Pflanzenheilkunde geschätzt.

Die Wurzel wird im Herbst nach dem ersten Frost geerntet, sie besitzt in dieser Zeit den höchsten Nährwert da sie ja Speicherstoffe einlagert um den Winter zu überstehen. Durch den Frost wird die natürliche Süße in der Wurzel verstärkt, ähnlich wie es auch bei anderen Pflanzen wie etwa Löwenzahnwurzeln der Fall ist. Das bedeutet, die Zusammensetzung der Inhaltstoffe ist nicht nur vom Standort, sondern auch vom Erntezeitpunkt abhängig!

 

 

Ein Wurzelgemüse mit heilenden Kräften

Die Wurzel der Nachtkerze war nicht nur in schwierigen Zeiten ein wichtiges Nahrungsmittel, sondern galt auch als Stärkungs- und Kräftigungsmittel. Eine Bekannte hat mir erzählt, dass sie im zweiten Weltkrieg als Notnahrung diente und vor Allem als Baby und Kleinkindernahrung verwendet wurde.

Die Nachtkerzenwurzel liefert Energie in Form von Kohlenhydraten, während ihre Schleimstoffe eine wohltuende Wirkung auf die Schleimhäute im Verdauungstrakt haben. Schleimstoffe sind dafür bekannt, Magen- und Darmreizungen zu lindern.

Die Inhaltsstoffe der Nachtkerzenwurzel(1)

Die Wurzel der Nachtkerze (Oenothera biennis) enthält eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe, die für die Gesundheit förderlich sein können. Dazu zählen Kohlenhydrate wie Glukose, die als Energiequelle dient. 

Weiter finden sich Schleimstoffe, die eine beruhigende Wirkung auf gereizte Schleimhäute haben und bei Magen-Darm-Beschwerden helfen können. 

Gerbstoffe wie Gallussäure wirken adstringierend, was bedeutet, dass sie entzündungshemmend sind und Haut und Schleimhäute zusammenziehen können. Zudem finden sich Triterpene wie Maslinsäure und Oleanolsäure, die antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. 

Die Kombination dieser Inhaltsstoffe macht die Nachtkerzenwurzel zu einem vielseitigen Mittel in der Naturheilkunde, besonders zur Unterstützung der Verdauung und bei Hautproblemen.

 

Warum heißt die Wurzel der Nachtkerze Schinkenwurz?

Trotz ihres historischen Beinamens „Schinkenwurzel“ hat die Nachtkerzenwurzel weder optisch noch geschmacklich viel mit Schinken gemein. Der Name könnte durch die leicht rötliche Färbung in der Nähe der Blattrosette inspiriert worden sein. Dennoch ist die Farbe, entgegen mancher Angaben im Internet, nach dem Kochen nicht wesentlich verändert. Die Wurzel behält ihre zarte rötliche Nuance in der Nähe der Blattansätze, wird aber ansonsten nicht auffallend dunkler.

Geschmacklich ist die Nachtkerzenwurzel eine interessante Mischung: Sie hat eine leichte Süße, die an Pastinaken oder Schwarzwurzeln erinnert, kombiniert mit einer feinen Schärfe, die besonders nach dem Braten oder Kochen zur Geltung kommt. Interessant finde ich die seidige Konsistenz der Schleimstoffe. Entgegen einigen Angaben auf anderen Webseiten kann ich nicht behaupten, dass die Nachtkerzenwurzel nach Schinken schmeckt. 

Möglich wäre auch, dass die Wurzel soviel Kraft wie Schinken spenden soll, das wiederum würde zu ihrer Verwendung als Stärkungsmittel gut passen!

Nachtkerzenwurzel geschnitten

Diese subtile Schärfe könnte der Grund sein, warum die Wurzel eine lange Tradition als Kräftigungsmittel hat – sie regt den Stoffwechsel an und belebt. Die Textur ist durch die enthaltenen Schleimstoffe sanft und leicht schleimig.

So wird die Wurzel der Nachtkerze geerntet:

Frisch ausgegrabene Nachtkerzenwurzel

Die Ernte der Nachtkerzenwurzel ist unkompliziert, sie wird einfach ausgegraben. Achte jedoch auf den richtigen Zeitpunkt um die Wurzeln auszugraben. Im ersten Jahr sollte die Wurzel nach dem ersten Frost geerntet werden, da sie dann die höchste Konzentration an Nährstoffen und die angenehmste Süße entwickelt hat. Die kalten Temperaturen wandeln Stärke in Zucker um, was der Wurzel ihren charakteristischen süßlich-schleimigen Geschmack verleiht.

Alternativ kann die Ernte im zweiten Jahr vor der Ausbildung des Blütenstandes erfolgen, da die Wurzel danach zunehmend holzig und ungenießbar wird. Wichtig ist, dass du Rücksicht auf die Natur nimmst und keinen Raubbau betreibst, achte also darauf genug Wurzeln für die weitere Verbreitung der Pflanze übrig zu lassen.

Die Verwendung von Nachtkerzenwurzeln:

Nachtkerze ist ein Wildgemüse, neben der Ernte möchte man also vor Allem wissen wie man sie Zubereitet! Hier möchte ich noch drei Rezepte zur Verwendung von Nachtkerzenwurzeln mit dir teilen.

Rezeptvorschlag 1: Gemüsesuppe mit Nachtkerzenwurzeln

Die Nachtkerzenwurzel lässt sich wunderbar als Suppengemüse oder als gekochte Gemüsebeilage zubereiten. Ihr süßlich-milder Geschmack und die feine, leicht schleimige Textur passen hervorragend zu herzhaften Suppen und Eintöpfen. Dazu schneidest du sie einfach mit dem anderen Suppengemüse klein und kochst die Suppe anschließend wie immer!

Die Wurzeln liefert eine sämige, schleimige Konsistenz und verleiht der Suppe ähnlich wie Karotten oder Pastinaken eine leichte Süße, und Schärfe!

Schinkengeschmack!

Rezeptvorschlag 2: Gebratene Nachtkerzenwurzeln

Besonders köstlich ist die Nachtkerzenwurzel, wenn Du sie in der Pfanne mit etwas Butter anröstest – mein absoluter Favorit! Beim Braten entwickelt sie goldbraune Kruste, die perfekt mit ihrer natürlichen Süße harmoniert. Dieses Pfannengemüse kannst du pur essen, oder als Beilage verwenden. Ich verwende sie gerne gemeinsam mit angerösteten Pastinaken und Löwenzahnwurzeln zu Erdäpfel Püree.

Rezeptvorschlag 3: Essigwurzeln

Probiere doch einmal, die Nachtkerzenwurzel in Essig einzulegen. So erhältst Du eine knackige, leicht saure Delikatesse, die als Beilage oder in Salaten eine besondere Note verleiht und ihre Lagerfähigkeit verlängert.

 

Fazit

Die Nachtkerzenwurzel ist ein vergessenes, aber nährstoffreiches Gemüse, das es verdient, wieder in die Küche und die Heilkunde aufgenommen zu werden. Mit ihrer Mischung aus süßem, leicht scharfem Geschmack und ihrer beruhigenden Wirkung auf den Verdauungstrakt ist sie eine wahre Bereicherung für die gesunde wilde Küche. Ob gekocht oder gebraten – die Nachtkerzenwurzel bringt milde Aromen und wertvolle Nährstoffe auf den Teller.

Quelle(1): Timoszuk M, Bielawska K, Skrzydlewska E. Evening Primrose (Oenothera biennis) Biological Activity Dependent on Chemical Composition. Antioxidants (Basel). 2018 Aug 14;7(8):108. doi: 10.3390/antiox7080108. PMID: 30110920; PMCID: PMC6116039.

Link(1): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6116039/

 

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