Warmer oder kalter Ölauszug – was ist besser?
Wenn es um das Herstellen von Ölauszügen geht, stehen wir oft vor der Frage: Warmauszug oder Kaltauszug? Beide Methoden haben ihre Vorzüge und eigenen Anwendungsgebiete, und in diesem Beitrag klären wir, welche Methode für Deine Zwecke besser geeignet ist.
Egal, ob Du Ringelblumenöl oder ein anderes Kräuteröl herstellen möchtest, die Wahl der Methode kann das Endergebnis entscheidend beeinflussen.

Was passiert bei einem Ölauszug?

Ein Ölauszug (auch Mazerat genannt) ist ein Verfahren, bei dem die heilenden und pflegenden Inhaltsstoffe von Pflanzen in ein Öl überführt werden, zumindest jene die öllöslich sind. Die Wirkstoffe der Pflanzen werden in ein Trägeröl, wie Olivenöl, Jojobaöl oder Mandelöl, gelöst, das diese Wirkstoffe für die Haut nutzbar macht.
Dabei ist es besonders wichtig, auf die richtige Methode zu achten, um so viel wie möglich der wertvollen Inhaltsstoffe aus der Pflanze zu ziehen.
Der Kaltauszug – Die traditionelle Methode
Beim Kaltauszug werden die Pflanzen, wie Ringelblumenblüten, für mehrere Wochen in
Öl eingelegt, ohne dass Hitze verwendet wird. Dieser Vorgang kann zwischen 4
und 6 Wochen dauern, je nachdem, wie intensiv der Auszug sein soll.
Einige Ölauszüge werden immer im kalten Verfahren hergetellt dazu gehört zum Beispiel Johanniskrautöl. Meiner Erfahrung nach wird ein warmer Auszug mit Johanniskraut nie so rot wie ich es beim kalten Verfahren erwarten würde. Früher glaubte man, dass das Öl selbst durch das kalte Verfahren länger halten würde. Dabei ging man davon aus, dass eine Erwärmung des Öls eine Oxidation und damit das „Ranzig werden“ des Öls begünstigen würde.
Neue Erkenntnise zeigen, dass die Pflanzeninhaltstoffe selbst Öl vor dem Oxidieren schützen also als effektives Antioxidationsmittel wirken.

Vorteile des Kaltauszugs:
- Schonende Extraktion: Da keine Hitze verwendet wird, bleiben besonders hitzeempfindliche Inhaltsstoffe, wie ätherische Öle besser erhalten. Diese Stoffe verflüchtigen sich sehr schnell.
- Minimaler Aufwand: Der Kaltauszug erfordert nur wenig Arbeit, da das Öl lediglich an einem dunklen Ort gelagert wird und hin und wieder sanft geschüttelt werden muss.
Nachteile des Kaltauszugs:
- Lange Wartezeit: Der größte Nachteil ist die Zeit. Es kann mehrere Wochen dauern, bis der Ölauszug fertig ist.
- Geringere Ausbeute: Manche schwerer lösliche Inhaltsstoffe werden nur unvollständig herausgelöst, was dazu führen kann, dass der Kaltauszug weniger intensiv ist als ein vergleichbarer warmer Auszug.
- Weniger gut für frische Kräuter geeignet: Da frische Kräuter extra Feuchtigkeit in den Ölauszug bringen begünstigen sie eine Verkeimung. Sie eignen sich weniger gut als getrocknete Kräuter für dieses Verfahren.
Der warme Ölauszug – Schnelle Ergebnisse

Beim Warmauszug werden die Pflanzen in Öl erhitzt, um die Wirkstoffe schneller herauszulösen.
Diese Methode ist besonders dann praktisch, wenn Du sofort ein Ergebnis haben möchtest oder wenn Du ein Öl für Salben oder Cremes weiterverarbeiten möchtest.
Vorteile des Warmauszugs:
- Schnelle Herstellung: Der Warmauszug kann innerhalb weniger Stunden abgeschlossen werden. Ideal, wenn Du das Öl sofort brauchst.
- Intensivere Extraktion: Die Hitze hilft, auch schwer lösliche Inhaltsstoffe aus der Pflanze zu lösen, was zu einem intensiveren Endprodukt führen kann.
- Vielseitige Anwendung: Du kannst das Öl sofort verwenden oder als Grundlage für weitere Produkte, wie Salben oder Balsame, nutzen.
- Auch für frische Kräuter geeignet: Aufgrund der kurzen Verweilzeit der Kräuter im Öl und der erhöhten Temperaturen können auch frische Kräuter verwendet werden. Die erhöhten Temperaturen wirken einem Keimwachstum entgegen, es werden dabei natürlich nicht alle Keime abgetötet.
Nachteile des Warmauszugs:
- Hitzeempfindliche Inhaltsstoffe: Einige wertvolle Inhaltsstoffe wie ätherische Öle können durch die Hitze zerstört werden, was die Wirkung des Öls mindern kann.
- Risiko von Überhitzung: Wenn das Öl zu heiß wird oder nicht konstant auf niedriger Temperatur gehalten wird, kann es seine Qualität verlieren. Das Öl muss also während des gesamten Verfahrens überwacht werden, der Rauchpunkt des Öls darf nie erreicht werden. Normalerweise kommt deswegen ein Wasserbad zum Einsatz, auf diese Weise wird die Temperatur auf etwa 100°C der Siedetemperatur des Wassers begrenzt.
Was ist besser – Kaltauszug oder Warmauszug?
Es kommt ganz darauf an, wofür Du das Öl verwenden möchtest:
- Wenig Aufwand: Ein kalter Auszug benötigt sehr wenig Aufmerksamkeit von dir. Nachdem du dein Glas mit Kräutern und Öl befüllt hast benötigst du nur noch Zeit.
- Für einige Pflanzen eignet sich nur ein kalter Auszug: So etwa Johanniskraut
- Wenn Du schnell ein Ergebnis brauchst oder wenn Du das Öl als Grundlage für Salben oder Cremes verwenden möchtest, dann ist der Warmauszug die effektivere Methode. Die Hitze extrahiert auch schwer lösliche Stoffe schneller und intensiver.

Der dritte Weg: Der Wasser- Ölauszug
Neben diesen beiden Methoden gibt es noch einen weniger bekannten, aber äußerst wirkungsvollen Ansatz: den Wasserauszug. Diese Methode ist besonders interessant, da einige Pflanzeninhaltsstoffe wasserlöslich sind und durch herkömmliche Ölmazerate nicht extrahiert werden.
Oft führt der Wasserauszug zu noch besseren Ergebnissen, besonders bei Pflanzen mit hohem Wasseranteil oder solchen, die stark wasserlösliche Wirkstoffe enthalten. Dieser Ansatz ermöglicht es Dir, die besten Inhaltsstoffe sowohl wasser- als auch öllöslicher Natur zu gewinnen.
Wenn Du noch tiefer in die Welt der Ölauszüge eintauchen möchtest, schau Dir gerne meinen Kurs zum Thema „Ölauszüge selber herstellen“ an. Dort erkläre ich auch das Wasserauszugsverfahren im Detail, das oft die besten Ergebnisse liefert.