Wie sehen die Samen der Malve aus?
Die Samen der Malven sind essbar, sie schmecken sogar richtig gut!
Die Malve ist eine alte Heilpflanze – offiziell als Malva sylvestris bekannt. Im Bild siehst du die Mauretanische Malve, eine besonders schöne Variante der Malve. Der deutsche Name „Käsepappel“ rührt von der Form der Samen her, die an einen Käseleib erinnern (siehe Foto). Nach der Reife zerfallen diese „Käseleiber“ in ihre Einzelsamen. Im Allgemeinen sät sich die Malve von selbst sehr gut aus.
Die lange Geschichte der Anwendung der Malvensamen:
Schon seit Jahrhunderten wird die Malve für ihre heilenden Eigenschaften geschätzt. Ein Tee aus den Samen soll vielen Menschen bei schweren Magen-Darm-Geschwüren geholfen haben.
Einige Quellen berichten, dass Mütter im Mittelalter die Samen für ihre schwachen Kinder sammelten, um daraus einen nahrhaften Brei zu kochen – ein Brei, der nicht nur satt machte, sondern auch half, das Kind zu stärken. Der Name „Käsepappel“ könnte auf diesen Papp zurückzuführen sein. Interessant, oder?
Wenn man einmal die Samen der Malve gesammelt hat, weiß man, wie mühsam es sein kann, eine nennenswerte Menge zu bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kinder den „Liebe-Brei“ sehr geschätzt haben! Meine eigenen Kinder knabbern die rohen Samen gerne direkt im Garten, doch einen Brei daraus habe ich bisher nicht zubereitet.
Trotz der zeitintensiven Ernte wurden die Samen in Hungerzeiten immer wieder genutzt. Sie wurden getrocknet und wie Mehl vermahlen, um daraus ein nahrhaftes Notbrot zu backen.
Verwendung der Malve in der Küche und als Heilmittel:
Auch die Blätter und Stängel der Malve können wie Gemüse oder Spinat zubereitet werden. Ich selbst verwende die Samen der Wegmalve, der Mauretanischen Malve und der Rosenmalve. Auch die etwas behaarteren Samen des verwandten Eibischs habe ich bereits eingelegt.
Die eingelegten Samen der Malve sind sehr aromatisch und können roh gegessen werden. Ihr Geschmack erinnert an Kohl und man kann die seidigen Schleimstoffe spüren, die sie enthalten.
Leider lassen sich die Samen schlecht trocknen, da sie in ihre einzelnen Teilsamen zerfallen. Eine tolle Alternative ist es, sie wie Alexandra Wagner von „Kräuter und Rezepte“ in der Pfanne zu rösten. Eine weitere Möglichkeit ist, die Samen in Essig, Öl oder Honig einzulegen, um sie haltbar zu machen. Auf dem Foto habe ich sie in Essig eingelegt und wie Kapern verwendet.
Ich gebe sie auch in meinen Hustenhonig – so können die reizlindernden Schleimstoffe der Malve ihre Wirkung entfalten.
Überlieferungen von Hildegard von Bingen:
Hildegard von Bingen empfahl die Malve insbesondere bei Melancholie und Magenbeschwerden. Ob der zweite Teil des volkstümlichen Namens „Käsepappel“ nun tatsächlich vom Brei der Samen oder dem gekochten Blättern als Brei herrührt, lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen. Dahingehend würde ich mich über Informationen sehr freuen.
Die Äbtissin riet jedoch explizit vom Genuss der rohen Pflanze ab. Spannend ist, dass Hildegard die Malve – gemäß dem Prinzip „Lasst unsere Nahrung unser Heilmittel sein“ – als gekochtes Gemüse sehr wohl empfahl.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Malve:
Die heilende Wirkung der in der Käsepappel reichlich enthaltenen Schleimstoffe ist mittlerweile auch von der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) und der Kommission E bestätigt worden. Die Blätter der Malve enthalten nicht nur Schleimstoffe, sondern auch Flavonoide. Ihre Blüten wiederum enthalten Schleimstoffe und Anthocyane – Farbstoffe, die je nach pH-Wert der Umgebung von rot/pink (sauer) bis blau (basisch) wechseln.
Das empfohlene Einsatzgebiet für Blätter und Blüten umfasst Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie der Magenschleimhaut. Anders als bei Hildegard von Bingen wird heutzutage oft der Tee als bevorzugte Anwendungsform empfohlen.
Wieso Malve bei meinen Kindern immer funktioniert:
Meine Kinder lieben ihren „blauen Zaubersaft“ – für Nicht-Eltern: Kaltes Wasser mit Malvenblüten. Wenn man ein paar Tropfen Zitrone hinzufügt, verwandelt sich die Farbe des Getränks in ein kräftiges Rosa.
Sollte der Tee die Beschwerden bei Hals- oder Bauchschmerzen nicht lindern, hilft vielleicht der Glaube an den Zaubertrank. Leider verblasst die Farbe des Zaubersafts recht schnell, aber seine Wirkung bleibt. Falls du den Zauber ein wenig weiter gehen lassen möchtest, lässt sich der Farbumschwung mit etwas Backpulver wieder rückgängig machen. Natürlich ist das dem Geschmack alles andere als zuträglich…
2 Antworten
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Ganz genau! Danke für die nette Rückmeldung!